Namensgeschenk zum 60. Geburtstag

Marburger Pädagogin Ursula Mutters gewürdigt

Besondere Ehre für eine Marburger Pädagogin: Mit einem Festakt zum 60. Geburtstag des Kerstin-Heims ist die Einrichtung in Ursula-Mutters-Internat umbenannt worden. Vor rund 70 geladenen Gästen enthüllten Dr. Matti Schindehütte (Vorstandsvorsitzender), Martina Strube (Einrichtungsleitung), Prof. Dr. Reinier Mutters sowie Prof. Dr. Remschmidt und Rainer Müller (beide Vorstand) das Namensschild. Die im Jahr 2018 im Alter von 91 Jahren verstorbene Ursula Mutters hatte in der Nachkriegszeit mit ihrem Mann Tom Mutters (Gründer der Lebenshilfe) die Vision einer Einrichtung, um Kindern mit geistiger Behinderung im Nachkriegsdeutschland ein Zuhause zu geben.

„Heute möchten wir einer Person Raum geben, die sonst nur im Hintergrund Erwähnung gefunden hat“, so Dr. Schindehütte zur Namensgebung. „An der Fertigstellung des Kerstin-Heims mit Internat und Schule hatten 1962 viele Personen ihren Anteil. Ursula Mutters war es jedoch, die mit der Entwicklung von Schul- und pädagogischen Konzepten dafür sorgte, dass Lerninhalte an den Bedarf unterstützungsbedürftiger Kinder angepasst wurden.“ „Das war damals ein revolutionärer Ansatz“ ergänzt Martina Strube. „Ursula Mutters war eine starke Frau, die sich damals in erheblichem Maße für die Kinder eingesetzt, die nur am Rand der Gesellschaft ihren Platz hatten. Heute 60 Jahre später ist echte Teilhabe Wirklichkeit geworden. Die leidenschaftliche Pädagogin hat genau dafür ihr Leben lang gekämpft. Es ist uns eine Ehre, sie dafür zu würdigen“.

Im Sommer 1962 wurden im Kerstin-Heim die ersten Kinder aufgenommen. Zehn Jahre zuvor kümmerten sich Ursula und Tom Mutters im damaligen Philippshospital in Goddelau bei Darmstadt um „geistig behinderte Kinder“. „In ihrer Hilflosigkeit und Verlassenheit haben diese Kinder dem Ehepaar Mutters den wirklichen Sinn des Lebens zu erkennen gegeben, und zwar in der Hinwendung zum Nächsten. Sie waren der Überzeugung von der Würde für alle Menschen“, erzählte Markus Becker, Buchautor der Biografie „Tom Mutters – Pionier, Helfer, Visionär“, der die Geburtstagsgäste auf eine spannende Zeitreise mitnahm. Zu den interviewten Gästen gehörte auch der älteste Sohn von Ursula Mutters, Prof. Dr. Reinier Mutters, der als Zeitzeugen berichten konnte: „Mein Vater als Gründer der Lebenshilfe war viel in Deutschland, aber auch international unterwegs. Meine Mutter kümmerte sich um mich und meine drei Brüder, sorgte mit ihrem Lehrerinnengehalt für die Familie und entwickelte pädagogische Konzepte für Kinder mit geistiger Behinderung. Das ist schön zu sehen, was aus einer Vision hier auf den Neuhöfen letztendlich Großartiges geworden ist“.

In Grußworten zum runden Geburtstag würdigte Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies die Einrichtung als einen Ort, wo Inklusion gelebt werde. „Eine besondere Freude ist es mir immer wieder, wenn während unserer Sportlerehrung die von dort kommenden Athlet*innen von Special Olympics gewürdigt werden. Menschen sind nicht behindert, Menschen werden behindert. Es ist unsere Aufgabe, sie zu unterstützen“, so Spies. Auch der Vertreter des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Marian Zachow, würdigte die Einrichtung als einen „Ort, an dem in besonderem Maße Menschlichkeit gelebt“ werde. Zum Abschluss des Festaktes trat der Schulchor auf. Am Ende feierten die Kinder des Ursula-Mutters-Internates mit Lehrer*innen, Erzieher*innen, den Geburtstagsgästen und mit der Band „Silent Seven“ noch lange eine richtig tolle Party.

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URSULA MUTTERS INTERNAT